Lange bevor sie Schattenwölfe wurden – bevor ihre Stimmen Magie trugen und ihre Augen in glutrotem Licht brannten – waren sie Kinder. Menschliche Kinder. Namenlos, hungrig, verletzt von einer Welt, die nichts für sie übrig hatte. Sie wuchsen in Dreck und Dunkelheit auf, in den schmutzigen Gassen der Randzonen, in kalten Unterschlüpfen, unter Schlägen, Hunger, Gleichgültigkeit. Niemand erinnerte sich an sie. Niemand suchte nach ihnen.

Nur einer tat es: Hordak.

Er fand sie, einer nach dem anderen und versprach ihnen Wärme, Macht, Bedeutung. Ein Ende des Leidens und ein neues Leben jenseits von Mitleid. Sie waren noch Kinder, als sie ihm folgten – und sie hatten nichts zu verlieren. Nur ihre Seelen. Vor siebzehn Jahren, als die Himmel über den Hordes-Lands verstummten und selbst die Sterne den Blick abwandten, formte Hordak aus ihnen seine größten Werke: Schattenwesen in Wolfsgestalt, gebannt in menschliche Körper. Keine gewöhnlichen Kreaturen – sondern ein Pakt aus uralter Dunkelheit, aus den Splittern eines gefallenen Gottes, der einst Snake Mountain beherrschte und dem zersprungenen Herz eines sterbenden Imperiums. Sie wurden nicht geboren – sie wurden neu geschrieben. In der Tiefe geschmiedet, in Schweigen getränkt. Jeder von ihnen trägt zwei Erinnerungen: die eines verstoßenen Kindes, das im Dreck schlief – und die eines ewigen Wesens mit rotglühenden Augen, das Dunkelheit atmet. Ihre wahre Gestalt ist die der Wölfe – mächtig, mit flammenden Augen, die tief in jede Seele blicken. Doch in menschlicher Form sind sie schön oder erschreckend, betörend oder abweisend. Sie wandeln unter den Sterblichen mit Stimmen, die Magie tragen: Worte, die verführen, befehlen, zerstören. Schatten sind ihr Element – ihr Schild, ihre Waffe, ihr Blut. In ihnen lebt die Dunkelheit – und sie lebt durch sie.

Siebzehn Jahre lang lag der Fluch in Ketten. Ihre Körper schlummerten tief unter den Hordes-Lands, in dunklen Grüften aus schwarzem Obsidian, gebettet in uralte Schattenmagie. Ihre Herzen schlugen nur noch im Traum, ihre Stimmen verstummt, ihre Wölfe gebändigt. Doch nun regt sich etwas. Der Schleier zittert. Die Dunkelheit flackert.

Denn jemand hat das Schwert der Macht in Eternia ergriffen.

Ein Licht, das niemals für sie bestimmt war, ist erneut entfacht worden. Das Erwachen war unausweichlich. Ihre Augen öffnen sich – zunächst silbern, goldbraun, grauviolett, eisblau, violett-silbern – dann lodern sie glutrot auf, als würde das Blut der Schatten selbst in ihnen brennen. Die Stille zerspringt. Die Schatten kriechen zurück an ihre Seite. Und mit ihnen kehrt der Wille zurück.

Mit dem Griff nach dem Schwert der Macht hat sich ein Gleichgewicht verschoben. Die uralten Fäden des Schicksals, von der Sorceress selbst einst gewoben, erzittern. Denn die Sorceress – Hüterin von Grayskull, Wächterin des Lichts – hat ihre Schützlinge in Stellung gebracht: die neuen Beschützer von Eternia, auserwählt, stark, voller Licht und Überzeugung. Und genau deshalb... sind sie die größte Bedrohung für die Schattenwölfe.

Es ist ihre Aufgabe, die Wächterinnen zu finden und zu vernichten. Doch tief in ihnen regt sich ein Zweifel – sind sie wirklich stark genug, diesen Befehl mit ganzem Herzen auszuführen? Der eigene Wille, so dunkel er auch sein mag, ist noch immer präsent, versteckt hinter der Maske aus Schatten und Blut.
Die Herzen der Jungs sind gebrochen, zersplittert von einer Vergangenheit, die sie nicht vergessen können – doch irgendwo, fernab von Hordaks Kontrolle, gibt es vielleicht jemanden, der genau diese zerbrochenen Herzen wieder zum Leuchten bringen kann.
Denn das Einzige, was Hordak niemals ergreifen konnte, sind ihre Seelen.
Ihre Sehnsüchte, Wünsche und Hoffnungen konnte er ihnen nicht rauben. Sie müssen nur daran erinnert werden, wer sie wirklich waren – und welche Träume sie einst hatten.